Akupunktur

Im Lauf der letzten Jahrzehnte hat auch der Westen zunehmend die Heilmethoden der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) entdeckt, die in einer etwa 5000 Jahre währenden Kontinuität entwickelt wurden und die sich bis in die heutige Zeit in der Praxis bewährt haben.

Eine gleichermaßen sanfte wie wirksame Methode mit beachtlichem Erfolg in der Schmerztherapie stellt die Akupunktur dar, deren Einsatz zur Schmerzstillung heute schon in vielen Zahnarztpraxen und chirurgischen Kliniken an der Tagesordnung ist. Dieses Jahrtausende alte ganzheitliche Therapieverfahren betrachtet Leib und Seele als Einheit und bereichert zunehmend auch unseren westlichen Kulturkreis. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass durch Reizung der Akupunkturpunkte körpereigene Mechanismen in Gang gesetzt werden, die Schmerz und Entzündungen hemmen, Stress lösen und zur Regeneration beitragen. Das Wirkungsprinzip der traditionellen Akupunktur-Lehre beruht (stark vereinfacht) auf zwei Prinzipien: Zum einen auf dem Funktionsmodell der Meridiane und zum anderen auf dem Grundprinzip der Lebenskraft Qi. Die Meridiane sind weit verzweigte Energiekanäle an der Oberfläche und in der Tiefe des Körpers, welche die Funktionskreise der Organe versorgen. Über diese Kanäle werden Informationen zwischen den verschiedenen vitalen Punkten an der Körperoberfläche und im Körperinneren ausgetauscht. Der Akupunkteur verschiebt quasi die Energie (Qi) und die Informationen gezielt über die Nadelung entlang der Meridiane. Die Energie Qi (chin. = Atem, Hauch) gelangt über Atmung und Nahrung in den Körper. Sie ist die kosmische Kraft, die in allen Dingen wirkt. In unsere moderne Sprache übersetzt könnte man auch von einer elektromagnetischen Energie sprechen, die die Materie belebt und vor Auflösung und Zerfall bewahrt. Qi bestimmt die Interaktion der körperlich-seelisch-geistigen Kräfte und beeinflusst das Zusammenwirken aller Energien im Organismus. Eine Störung des Kreislaufs oder eine Unterversorgung mit dieser vitalen Energie kann Krankheiten auslösen. Bei der Akupunktur wird durch gezieltes Setzen dünner Edelstahlnadeln an definierten Reizpunkten an der Körperoberfläche entlang der Meridiane die Lebensenergie in Umlauf gebracht und durch Aktivierung oder Beruhigung reguliert.

Es gibt 12 Haupt-Meridiane bzw. 6 Meridianpaare. Die Aufteilung in Meridianpaare beruht auf der Yin-Yang-Regel. (Yin = dunkel, Schattenseite, kalt; Yang = hell, Sonnenseite, warm). Die Innenseite des Körpers hat Yin-Charakter und die Außenseite hat Yang-Charakter. An der Innenseite einer Körperhälfte verlaufen 6 Yin-Meridiane, an der Außenseite verlaufen 6 Yang-Meridiane. In der gegenüberliegenden Körperhälfte sind die gleichen Energiebahnen spiegelbildlich angeordnet.

Während Medikamente den Schmerz nur betäuben, ohne ihn zu unterbrechen und damit nur seine Auswirkung bekämpfen und nicht die Ursache, aktiviert der Nadelstich bei der Akupunktur das körpereigene Schmerzhemmsystem. Gehirn und Rückenmark schütten während und nach der Behandlung die körpereigenen Schmerzstopper Endorphin und Serotonin aus. Kernspintomographie-Analysen zeigen, dass die Nadelstiche auch Gehirnregionen aktivieren, die für die emotionale Schmerzwahrnehmung zuständig sind. Es verbessert sich auch die Lebensqualität, da der Schmerz keine so zentrale Rolle mehr im Leben einnimmt. Oft lässt sich damit schon nach einigen Sitzungen eine deutliche Besserung erzielen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Akupunktur u.a. bei Lungen- und Atemwegs­erkrankungen wie Asthma, Bronchitis, Nasen­neben­höhl­enentzündung und Erkältungs­krankheiten, Magen- und Darmerkrankungen (z.B. Verstopfung oder Durchfall, Gastritis), Migräne, Kopfschmerzen, neurologischen Erkrankungen, Facialisparese, Trigeminusneuralgie, Skelettmuskel­erkrankungen, Schmerzen des Bewegungs­apparates, Ischias, Rückenschmerzen, Arthritis, Rheuma, Schulter- Arm- Syndrom, Tennisellbogen, Lähmungen nach Schlaganfall, Fehlfunktionen der Harnblase sowie Augenerkrankungen. Bewährt hat sich die Traditionelle Chinesische Medizin ebenso bei Zyklusstörungen, Menstruationsbeschwerden, unerfülltem Kinderwunsch, Allergien, Heuschnupfen, Bluthochdruck, Reizdarmsyndrom, Erschöpfungszuständen, erhöhter Infektanfälligkeit, zur Unterstützung beim Abnehmen, bei Schlafstörungen und vielen weiteren Beschwerden. Speziell bei Kälte- und Erschöpfungszuständen sowie bei Muskelverspannungen ist ein gezieltes Erwärmen der Akupunkturpunkte durch Moxibustion sehr wohltuend und hilfreich. Verwendet wird hierfür Beifußkraut, das beim Abbrennen den Körper über die Nadeln erwärmt. Mit Hilfe der Ohrakupunktur kann durch das Setzen von Nadeln an speziellen Reflexzonen des Ohrs auch auf andere Körperbereiche und Organsysteme heilsam eingewirkt werden. Sehr gut bewährt hat sich bei der Raucherentwöhnung eine Kombination aus Akupunkturbehandlung und unterstützender Anwendung spagyrischer Essenzen und ggf. chinesischer Arzneien, um die Entgiftung anzuregen, das vegetative Nervensystem zu beruhigen und dadurch das Durchhalten zu erleichtern.